Gefühlschaos. Gedanken nicht mehr zu stoppen. Völlig krumme Laune.
Ich habe eine scheiß Laune, die sich über den ganzen Tag zieht. Mein Thema: Ich kann mich selbst nicht verstehen. Aber ich will mich verstehen, muss verstehen, was da gerade passiert. Und das macht mir so ein richtig doofes Gefühl, ich kann mich selbst nicht leiden. Ich will den Grund wissen, sonst kann ich kein Verständnis für mich entwickeln. Mein Kopf rattert in alle Richtungen, ich erzähle Freunden meine Geschichte und bekomme Ratschläge. Und auch das verwirrt mich nur noch mehr. Trotzdem habe ich das Gefühl, damit alleine nicht klar zu kommen.
Was passiert ist? Mein Gefühl der Verliebtheit scheint sich nach dem ersten gemeinsamen Urlaub aufzulösen. Und je weniger es wird, desto mehr tritt dieses komische zweifelnde Gefühl an unserer Beziehung in den Vordergrund. Ein seltsames Gefühl, ich nenne es Misstrauen, welches sich seit unserer ersten Begegnung des öfteren gezeigt hat. Ich hatte es mit meinen Ängsten in Verbindung gebracht. Ungewöhnlich fand ich, dass sich die Ängste lösten, das komische Gefühl jedoch blieb. Das Verliebt-Gefühl war bisher jedoch immer um einiges stärker, ebenso die schönen Momente.
Was ich jetzt erkenne: Ich traue ihm nicht wirklich. Der Spiegel dahinter: Ich traue mir, meinem Gefühl nicht wirklich. Wie kann ich zwei so entgegengesetzte Gefühle in mir tragen? Welches ist denn wahr? Welches ist nur durch Gedanken kreiert? Diese Fragen stelle ich mir wieder und wieder. Dabei kommt eine ätzende Laune raus. Mir gelingt es nicht, wirklich nach innen zu spüren, ich bin viel zu aufgewühlt. Stelle alles in Frage, vor allen Dingen mich. Ich erkenne meine Themen hinter seinen Themen. Schaue mir genau an, was mich nervt und kann den Spiegel sehen. Und trotzdem ändert sich dadurch nicht das sonderbare ungute Gefühl. Im Gegenteil, es wird stärker. Die rosarote Brille scheint weg und ich bin total enttäuscht. Ist es das Ende einer Täuschung? Wer täuscht hier wen? Habe ich mich getäuscht? Wo ist die Liebe hin? Und was hat Verliebtheit mit Liebe zu tun? Mit den Augen der Verliebten kann ich alles in der Liebe sehen. Oder ist Verliebtheit nur eine benötigte Funktion der Anziehung, weil man sich sonst gar nicht auf eine bestimmte Person einlassen würde? Und genau diese Person aber wichtig für die persönliche Weiterentwicklung ist? Kann eine Beziehung funktionieren, in der es so unterschiedliche Haltungen zum Leben gibt? Geht es darum, die andere Haltung in Liebe zu akzeptieren? Liebe ich nicht wirklich, wenn ich das nicht kann? Fragen über Fragen. Und ein Kopf, der unendlich viele Antworten anbietet. Und mir Beweise liefert für das, was ich gerade hören will. Aber tut mir das gut? Ein klares Nein. Dieses Nein wird mir in mitten meiner Unklarheit bewusst.
Am nächsten Morgen nach diesem Chaostag wache ich wie ausgewechselt auf. Die Nacht hat Wunder gewirkt. Mein Denker bleibt still. Ich kann sanft atmend in mich gehen und spüren was ist. Und ich fühle mich gut. Es ist ruhig in mir. Friedlich.
Meine Erkenntnis:
Ich muss nicht alles verstehen und auf alle Fragen eine Antwort wissen. Auch meine oft gesagten Sätze ” das gibt es doch gar nicht” und ” das kann doch nicht sein” wirken alles andere als beruhigend. Weil, es ist ja bereits so wie es ist. Alles andere ist schmerzerzeugender Widerstand gegen die Situation.
Für mich geht es darum, meinem Gefühl zu vertrauen. Das Gefühl und damit mich nicht in Frage zu stellen.
Und ich weiß, dass mein Herz der zuverlässigste Navigator ist. Und dass mein Herz sehr viel mehr weiß, als ich mir überhaupt vorstellen kann. Und dass die Richtung, die mir das Herz weist, niemals falsch ist. Es gab da noch keine Ausnahme, wenn sich etwas gut anfühlte oder ich Lust auf etwas hatte, dann war es immer richtig. Auch wenn ich den Sinn in Situationen wie dieser noch nicht verstehe, ich vertraue darauf, dass es diesen Sinn gibt.
Selbst wenn ich gerade nicht weiß, ob und wie es mit uns weitergeht…